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„Heilung braucht ihr!“ (UPG)

Mach ich doch heute mal ein Fass auf *G*.

Seit ich in die „Eso“-und Heiden-Szene „invoIviert“ bin, stolpere ich immer wieder über Aussagen, das „Mutter Erde Heilung“ benötige, natürlich auch über Menschen, die Rituale für Ihre Heilung anbieten/ausführen, und die Aussage, dass der Mensch wieder lernen müsse,  in „Harmonie“ und in „Balance“ mit der Erde und allen Lebewesen zu leben.

Ich möchte natürlich gleich Klarheit schaffen:
Das wir „Mutter Erde“ nicht gut behandeln (um es mal harmlos auszudrücken) sieht ein Blinder mit´m Krückstock.
Und dennoch schleichen sich mir immer wieder Fragen in den Kopf wie: „Wie soll denn dieses „in Harmonie und Balance leben“ aussehen? Und WOZU um alles in der Welt sollte Mutter Erde Heilung benötigen?! Was maßen wir popeligen Menschlein uns eigentlich in unserem Größenwahn an?!“

Sprüche wie: „Frage nicht danach, was Mutter Erde für DICH tun kann, sondern was DU für unsere Erde tun kannst, bevor es zu spät ist“, sind ja gut und schön… Führen mich aber immer wieder an den Punkt wo ich irgendwann sage, dass der Mensch sich viel, viel zu wichtig nimmt und offenbar in seiner Überheblichkeit, Selbstüberschätzung und in seinem Größenwahn einige kleine „“Details““ vergisst.
Sein wir doch mal ehrlich: Betrachten wir die Geschichte unserer Mutter Erde, dann ist sie zum einen geprägt von Naturkatastrophen unvorstellbaren Ausmaßes.
Lebewesen in den unterschiedlichsten Formen und Gestalten kamen, und gingen wieder. – Zum Teil haben sie sich selbst (gegenseitig) ausgerottet. Und noch weit bevor der Mensch auf der Erdoberlfäche erschien.

Der Mensch selbst existiert auf dieser Welt erst seit einem Lidschlag. Aber wie kein anderes Lebewesen hat unsere Spezies das Antlitz der Erde in so einem massiven Ausmaß verändert.
Und nicht nur Ihr Antlitz. Wie sich unser Wirken auf der Welt so gestaltet, das kann jeder mitbekommen. Angefangen von Vergiftung, Verseuchungen und Zerstörung bis hin zu genetischen Veränderungen.
Ja, der Mensch richtete und richtet unsäglichen Schaden an.
Schaden, den wir z.T. nie wieder ausbügeln werden können. – Schlicht, weil uns (noch?!) die Möglichkeiten fehlen.

Der Punkt ist eben genau dies: das Eingeständnis unserer menschlichen Unzulänglichkeit.-Und Macht-Losigkeit.
Ich weiss, dass es genügend gibt, die mir da widersprechen werden, aber ich persönlich halte den Menschen für unfähig, den von ihm angerichteten Schaden auf Mutter Erde wieder „gut“ zu machen.
Schadensbegrenzung wird wohl vielleicht in wenigen Teilen noch möglich sein.-Aber was erst mal zerstört und/oder ausgerottet ist, kann nicht wieder zurück gebracht werden.

Ein völlig anderer Aspekt, den ich durchscheinen ließ ist Mutter Erde selbst:
Sie ist ein Lebewesen, das dem Wandel unterworfen ist, ebenso wie alles Leben auf Ihr. Jedes Lebewesen auf Ihr formt Sie, wirkt auf Sie ein, verändert Sie und die Ökosysteme auf Ihr.
Das Gleichgewicht auf Ihr ist schon immer mehr oder weniger labil gewesen. Und immer schon gab es Lebewesen, die andere dominiert und ausgerottet haben.
Auch heute noch ist nicht nur der Mensch für das Verschwinden vieler Lebewesen verantwortlich. Nur will das in der Regel kaum einer wissen.

Das Fatale ist, dass das menschliche Einwirken deutlich globaler, und die gesamte Erde betreffend ist.
Und dennoch, der Mensch ist nicht mehr und nicht weniger ein Teil des Gefüges des Seins, wie alle anderen Seins-und Lebensformen.
Das (m.M.n. ) abrahaminische: „Macht Euch die Erde untertan.“ und „der Mensch ist die Krone der Schöpfung“ haben (u.a.) dazu geführt, dass sich der Mensch nicht mehr als TEIL der Natur betrachtet, sondern aus außerhalb und über ihr stehend. Ein Zustand, der dazu verleitet(e) zu glauben alles mit der Natur (die „ihm“ ja von Gott geschenkt wurde, um darüber zu herrschen) tun zu können.
Aus dem Kreis, in dem alles Leben, alle Wesen dieser Schöpfung auf gleicher Höhe stehen, wurde eine Pyramide, an deren Spitze (natürlich) der Mensch als einziges „intelligentes“, mit Bewusstsein und Seele ausgestattetes Wesen steht/stand. Eine Hierarchie eben, die dem Raubbau an Mutter Erde und ihren Kindern (einschließlich uns selbst!) Tür und Tor öffnete.
Statt sich so zu sehen als das was er ist (nämlich ein Säugetier!!), sieht sich Mensch gern als über den Tieren und über der Natur stehend, was ja auch stets gern z.B. so formuliert wird: „Wir Menschen sind schließlich keine Tiere“.

Die Erde steht am Scheideweg?
Vor einer Weile las ich den Satz „Die Erde steht am Scheideweg“.

Um richtig verstanden zu werden (falls es bisher noch nicht klar wurde):
Klar. Ein Umdenken muss definitiv stattfinden. Nicht nur zum Wohle „der Welt“, sondern auch zu unserm eigenen.
„Wir“ können nicht mehr so weiter machen wie bisher.
Was mir persönlich aber reichlich auf den Keks geht, ist das „Vorschieben“ von Mutter Erde, bzw. die „Sorge“ um Sie und unseren Mitlebewesen.
Mir geht mittlerweile das Messer in der Tasche auf bei solchen und ähnlichen Sätzen, denn sie verschleiern meiner persönlichen Meinung das Thema, um das es eigentlich WIRKLICH geht:

Nämlich UNSEREN ganz eigenen Hintern! UNSERE eigene Existenz hier auf der Erde.
Es ist nicht die Erde, die am Scheideweg steht.-Es sind WIR!
WIR entziehen UNS mit dem was wir der Mutter Erde antun UNSERE Existenzgrundlage.
Wir sind es, die mit einer Gründlichkeit an unserem eigenen „Ast“ sägen, das es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er bricht.
Auch dieses (Entschuldigung) elendige Gejammer über „Mutter Erde schlägt zurück“, wenn es um Naturkatastrophen geht, lässt mich mit Regelmäßigkeit mit der Stirn auf den Tisch aufschlagen, weil es (zum Teil) letztlich nichts weiter als Mensch-gemachte Katastrophen sind, mit denen Mutter Erde so viel zu tun hat, wie ein Fisch mit Samba-Tanzen.
Oder glaubt wer ernsthaft, dass Wälder sich so ganz von allein z.B. zu Gunsten von Ski-Liften fällen oder für das Anlegen von Feldern entzünden?! Oder sich Flüsse von ganz allein begradigen, oder sich gar Häuser und/oder Fabriken oder (Kern)Kraftwerke in Fluss- oder Meeresnähe von ganz allein bauen?
Bezüglich mancher Dinge ist der Mensch, so brutal und herzlos, wie es sich vielleicht jetzt im ersten Moment liest, selbst schuld! ER trägt die Verantwortung, nicht Mutter Natur/Mutter Erde!

Mutter Erde ist etwa 4,5 Milliarden (!!!) Jahre alt. Der Mensch existiert wie lang?! Genau.-Um die 2 Millionen (!) Jahre. WHOOOOHOOOO! *Augenverdreh*
Sie hat mehr Veränderungen, mehr Katastrophen, mehr Massensterben und das Verschwinden von Arten erlebt, als wir uns mit unserem kleinen Verstand überhaupt auch nur vorstellen können.
Und wir stellen uns in unserer maßlosen Selbstüberschätzung, Selbstsucht und Arroganz hin und machen einen auf „Retter der Welt“. – Ja ne… Ist schon klar. Kommt mal wieder in die Realität zurück!

Wie hieß es bei Jurassic Park: „Das Leben findet einen Weg.“
Davon bin ich persönlich mehr als nur überzeugt.
Wir Menschen können das Gesicht von Mutter Erde noch so sehr verändern, wir können die Meere, die Luft, die Erde noch so sehr vergiften und verseuchen.
Wir können noch so viele genetische Experimente machen, noch so viele Lebewesen durch Radioaktivität verändern.-Mutter Natur ist fähig, sich zu regenerieren.
Tschernobyl ist ein sehr, sehr beeindruckendes und eindrucksvolles Beispiel für Ihre regenerierende Kraft:

Und hier noch ein Link zu einem Artikel.
Wer mehr erfahren möchte, kann dazu noch weitere interessante Artikel im WWW finden.
27 Jahre nach dem Super-Gau: Tschernobyl – Vom Unglücksreaktor zum Naturparadies

Wenn sich der Mensch (und das ist, wenn er so weiter macht, nur eine Frage der Zeit) selbst ausgerottet hat, dann wird sich Mutter Natur von unseren Eingriffen, von den Schäden, die wir Ihr zugefügt haben erholen. – Soweit dies möglich ist.
Davon bin ich jedenfalls fest überzeugt.
Abgetragene Berge, durch uns ausgerottete Arten bei Tieren und Pflanzen… All dies ist unwiderbringlich verloren.
Doch nach uns, davon bin ich überzeugt, und davon zeugen auch immer wieder neue Entdeckungen, werden auch wieder neue Arten die Erde bevölkern.
Der Mensch wird, wenn ich sehr bösartig bin, kein Verlust für Mutter Erde sein.
Im Gegenteil.-Sie erhält mit unserem Verschwinden die Möglichkeit, frei von unserem Einmischen, Neues hervor zu bringen und noch so lange wieder zu erblühen, wie ihre noch verbleibende Zeit nach uns auch andauern mag.


Also alle Sorge „unnötig“? Alles „unsinnig“ und „blöd“?
Nein. Sicherlich nicht.
Doch halte ich den Ansatz, bei der Heilung von Mutter Erde zu beginnen, persönlich für wenig Ziel führend.
Die Zerstörungen, die Verseuchungen, die Ausrottungen…
Ich halte sie für Symptome unserer Abgetrenntheit von der „Ganzheit“. Nicht Mutter Erde braucht Heilung, sondern wir.
Wir müssen erst Mal bei uns selbst anfangen, bevor wir tatsächlich ernsthaft Veränderungen auch „im Außen“ auf unserem wundervollen Planeten, für Mutter Erde erwirken können.
Alles andere halte ich für nicht mehr (aber auch nicht weniger) als „Symptombehandlung“.
Es mag vielleicht den/die eine/n oder andere/n befriedigen, aber es ändert meiner Meinung nach nicht nachhaltig etwas an den vorhandenen Problematiken.
Und ein Heiler kann nur dann wirklich effektiv für andere wirken, wenn er selbst heil ist, bzw. auf dem Pfad zur Heilung ist.

Eine Lösung?
Ich habe ehrlich gesagt aufgegeben nach einer „allgemein gültigen“ Lösung, bzw. Antwort zu suchen.
Mittlerweile denke ich jedoch, dass es diese vermutlich auch gar nicht gibt. Vermutlich auch gar nicht geben kann.
Wie bei vielen anderen Themen scheint es wohl auch hier so zu sein, dass, wie in einem Uhrwerk, viele verschiedene „Zahnräder“ ineinander greifen müssen/sollten, um an ein Ziel zu führen.

Für mich (und nur für mich versteht sich) sehe ich die Herausforderung nicht primär darin, an der Sympotmbehandlung zu wirken (also den Fokus darauf zu legen, primär Mutter Erde zu helfen, Sie zu heilen), sondern in aller erster Linie an der/n Ursache/n zu wirken.

Doch wie kann/soll das für mich aussehen?
Als ich „drüben“ nach Antworten suchte, nachdem mir mal wieder das Posting von jemandem über den Weg lief, die beschrieb, dass sie die Aufgabe erhalten hatte, für Mutter Erde ein Ritual zu machen, fand ich zumindest für mich ein paar Antworten.
Meine recht kritische Sichtweise auf das Thema „Mutter Erde braucht Heilung und Rituale“ hat mich dann auch mit der etwas lapidaren Frage: „Brauchst Du Heilung“ die Reise beginnen lassen.

Die Antwort die ich bekam war:
„Wenn der Mensch sich selbst heilt, kann er auch die Welt von den Wunden heilen, die sein Aus-Reißen aus dem Gefüge geschlagen haben.
Erst wenn er wieder Teil der Schöpfung wird, kann er seine Aufgabe als Bewahrer und Hüter erfüllen.
Erst dann kann er erkennen, wie er durch sich selbst dem gesamten Gefüge geschadet hat.
Heil-Rituale nutzen nur in soweit, wie sie die Heilung des Menschen unterstützen.
Ich bin ganz.
Ich bin heil.
Auch wenn Ihr mein Antlitz verändert, ich werde noch da sein, lang nachdem der letzte Mensch seinen Atemzug getan hat.
Mich werdet Ihr nicht zerstören.-Nur Euch selbst.“

Auf den aufgekommenen Gedanken, das der Mensch aber immerhin auch für das Aussterben vieler Arten in der Tier- und Pflanzenwelt verantwortlich sei, erwiederte Sie:
„Was auf mir wandelt hat sein Gesicht schon immer verändert.
Ein Fresser frisst bis seine Quelle versiegt.-Dann besiegelt er sein Schicksal.
So auch der Mensch.“

Dann hakte ich nach, ob Sie Rituale will.
„Von Dir? NEIN!
Deine Aufgabe ist nicht die der Erdtöchter.“
o.O Öhm.. Okeeee…. o.O

Irritiert hab ich dann die Frage hinterher geschoben, warum Sie von anderen Rituale fordere, worauf Sie entgegnete:
„Weil es ihr Weg ist, um heil zu werden.
Ihr Weg, um ganz zu werden.
Es ist ihr Weg, ihren Platz in der Schöpfung wieder zu finden und die Balance wieder herzustellen.
Aber dies ist nur ein Weg.-Wege gibt es viele.
Und jede und jeder hat Ihren und Seinen zu finden.“
Was nun genau mein Weg ist… Das werde ich auch noch herausfinden müssen. Mal sehen, wohin er mich führt.
Eine klare Antwort bekam ich jetzt leider noch nicht.  Scheint momentan wohl erst mal wieder „Geduld“ angesagt zu sein.

´N büschen misantrophisch veranlagt?
Nein, eigentlich würde ich mich nicht als Misantrophin bezeichnen, auch wenn es vielleicht grad ein wenig den Anschein haben könnte.
Es gibt ja glücklicher Weise auch immer mehr Menschen, denen es wichtig ist, wie es mit unserer Erde, mit den auf ihr wandelnden und lebenden Lebewesen einschließlich uns selbst weiter geht.
Aber ich kann nicht abstreiten, dass ich die weitere Zukunft der Menschheit reichlich düster betrachte und wie gesagt der Meinung bin, dass der Verlust der Menschheit für die Erde kein großer sein wird, sondern Ihr gut tun wird.

„Wir“ hatten unsere Chance, und wir haben sie so richtig gründlich in den Sand gesetzt.
Es wird immer wieder von diversen Umweltorganisationen gemahnt, es sei kurz vor Zwölf.-Doch wir sind schon lange Zeit weit, weit drüber hinweg.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis unser Ast bricht. Die Frage ist, wie tief wir dann fallen werden.

Treffen sich zwei Planeten… Quelle: DerEinzige & traumfahne.de

So. Und nun darf mit Wattebäuschchen und Kalorienbomben nach mir geworfen werden.  😉
Mein Kopf bleibt aber bitte dran. *schmunzel*

Viel Spaß. 😀

LG&BB
Siat


Reden wir einmal über Verantwortung

Eigentlich schwebte mir das Thema „Verantwortung“ für den Buchstaben „V“ vor *G*, aber das Thema spukt mir jetzt schon (wieder) seit einigen Tagen im Kopf herum, da es im Zusammenhang mit der Frage, was (wenn überhaupt) spirituelle Entwicklung kosten darf auftauchtauchte. Diese Frage wurde im Pan angestoßen und führte dann (zwangsweise ?) zum einen zu einer Art „wer hat Schuld, wenn wenn ein_e Unbedarfte_r (vielleicht noch psychisch instabile_r) Suchende_r in die Fängen eines missbräuchlichen Gurus gerät“-Diskussion , zum anderen aber auch dazu, dass Betroffene glaubten, sich in eine „selbst Schuld, dass Du so blöd warst, Dich mit einem Guru eingelassen zu haben“-Ecke gestellt zu sehen.

Spiritualität, die Suche nach der einer spirituellen Heimat, das Bedürfnis eine Religion, eine Weltanschauung oder einen anderen spirituellen Pfad zu finden, der einen inneren Frieden, innere Ausgeglichenheit und ja, sowas wie die Befriedigung der spirituellen Bedürfnisse gibt, sind schon recht delikate Themen, weil sie das Innerste eines jeden Menschen berühren (können).
Und die extrem breitgefächerten Themenbereiche des (spirituellen) Lernens, Lehrens und der damit verbundenen Thematik der Verantwortung gleichen dementsprechend einem emotionalen Minenfeld.-Zumindest entspricht dies meiner Wahrnehmung ;).

Trotzdem find ich, dass es wichtig ist, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen und darüber zu sprechen.

Von Suchenden und Bauernfängern
Hört man sich in der „Szene“ so um, so gibt es mindestens genauso zahlreiche Menschen, die mit (spirituellen) Seminaren, Gemeinschaften (Coven, Logen, Orden… die Auswahl ist riesig) und/oder sonstigen Angeboten positve und für sie weiter führende Erfahrungen gesammelt haben wie jene, deren Erfahrungen zum Teil so schlimm waren, dass sie tief erschütternde Traumen erlebten., weil ihre Suche sie in psychische Abhängigkeit, körperlichen und seelischen Missbrauch und/oder an den Rand ihrer Existenz gebracht hat, weil sie auf Menschen/Gemeinschaften gestoßen sind, die ihre Notlage, ihre Selbstfindungskrise, o.ä. auszunutzen wussten.


Die Schuldfrage

Sowohl die Mehrheit derjeniger, die auf die eine oder andere Weise mit Opfern konfrontiert sind, als auch der Opfer neigen dazu nach „Schuld“ zu suchen. Ein völlig ligitimer und normaler Vorgang, wie ich finde. Grade dann, wenn man beginnt, sich mit den Vorgängen auseinander zu setzen und dies zu Verarbeiten.

Allerdings bin ich (mittlerweile) der Meinung, dass dieses „Schuldsuchen/Schuldzuweisen“ mit einer gewissen Vorsicht zu genießen und nicht wirklich Zielführend ist.
Um kurz deutlich zu machen, was ich unter „Zielführend“ verstehe: Die psychische Gesundung/Heilung der-oder desjenigen, die/der physische und/oder psychischen Missbrauch und/oder Misshandlungen durch einen Pseudo-Guru*  erlebt hat.

Schuldzuweisungen sind schnell gemacht.- Vor allen Dingen weil sie sehr einfach sind. Allerdings führt dies meiner Meinung nach in der Regel aber eher dazu, dass man den WIRKLICHEN Ursachen und Gründe, warum man für einen Pseudo-Guru empfänglich war/ist, für bestimmte Angebote empfänglich war/ist usw. gar nicht erst auf den Grund geht, sich diese ansieht.
Das gesamte „Geschehen“ um „böser Guru“-„armes Opfer“ halte ich persönlich als deutlich komplexer und komplizierter, als die Annahme, das der „Meister“ quasi grade zu nur mit dem Finger schnippen braucht, damit im seine Opfer *schnipp* in die Falle gehen.

Opfer-Prädisposition?!
Nachdem ich mich gezwungener Maßen aus eigener Betroffenheit über einen längeren Zeitraum sowohl mit mir selbst als auch mit  (m)einer Therapeutin mit diesen Themen auseinander gesetzt habe, bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es auf der einen Seite tatsächlich Menschen gibt, die soetwas wie „optimale Opfer“ sind und eben andere, die gegenüber vermeitlicher „Gurus“ unempfindlich sind.

Ich bin der Ansicht, dass ein Menschen, der Opfer eines Pseudo-Gurus wird, schon vorher seine Probleme hat.
Diese können bewusst oder vollkommen unterbewusst sein, und müssen sich noch nicht mal zwangsweise in einer tatsächlichen psychischen Erkrankung oder auf eine andere Art limitierend im Leben äußern (Menschen z.B. mit einer ausgeprägten Manie, einem ausgeprägten Helfersyndrom oder dem drängenden Bedürfnis nach Liebe und Harmonie fühlen sich nicht zwangsweise „krank“, in ihrer Lebensqualität eingeschränkt oder unglücklich! Oder kämen gar auf die Idee, das sie vielleicht „ein Problem“ haben könnten).

Und dennoch können diverse Glaubens-(dh. Denk-) und Verhaltensmuster vorhanden sein, die sich bei genaueren (und ehrlichen!) Betrachtung problematisch auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche, auf das eigene Selbst, die Wahrnehmung usw. usf. beziehen können.
Vielfältiger Faktoren (Erziehung, (vorherige) Religion, Traumata, (unerfüllte) Sehnsüchte und Wünsche usw. usf.) im Leben eines Menschen können ihn, so ist meine derzeitige Ansicht, besonders anfällig für diverse (Heils)Versprechen, Weltanschauungen, Informationen u.ä. machen.
Im Gegensatz dazu stehen anderen Menschen, die in sich gefestigt sind, wissen, wo sie stehen und wo sie hinwollen und sich daher nicht so leicht die eigene Wahrnehmung, (inneren) Wahrheiten, Standpunkte etc. absprechen und nehmen lassen.

Ein „perfektes Opfer“ ist nicht einfach nur „ein_e Suchende_r“, sondern es sind meiner Meung nach besonders Mensch, der in sich (bewusst oder unbewusst) instabil ist.
Menschen, denen es an Selbstwert, Selbstliebe und Verständnis für sich selbst und die eigenen Bedürnisse mangelt.
Menschen, die sich davon abhängig machen was andere (z.B. von ihnen) denken.-Wobei es auch hierbei Gründe gibt, die auf den ersten Blick gar nicht so ersichtlich sind.
Menschen, die es nie gelernt haben/nie lernen konnten (z.B. auf Grund einer überbeschützenden Bezugsperson (muss ja nicht immer die Mutter sein)) selbstständig und selbstverantwortlich zu sein.
Menschen, die ganz typisch in das Bild des Co-Abhängigen gehören, denen Harmonie und das „Wohl des anderen“ über alles andere gehen.
Menschen, die in Lebenskrisen stecken (die ja auch oft mit Selbstwert, Selbsterkenntnis, den EIGENEN (egoistischen) Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten zusammen hängen) usw. usf..

Auf der Suche zu sein bedeutet dagegen für mich nicht zwangsläufig, das der-oder diejenige eine Art „Prädisposition“ besitzt, einem Pseudo-Guru auf dem Leim zu gehen. Das dies aber nicht der Fall ist, wird eben durch viele andere Beispiele widerlegt.

Der „passende“ Guru
Ich persönlich halte es für möglich, dass jede_r „seinen/ihren Meister“ hat, der ein Gespür dafür für die tiefesten inneren (oft auch verborgenen) Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse hat, und an dem es ihm (oder ihr) möglich ist/sein wird einen „zu bekommen“.Die Frage ist lediglich, ob uns unser Meister je über den Weg läuft.

Für mich steht außer Frage, dass ein Pseudo-Guru, der seine „Macht“ über einen Suchenden/Interessierten missbraucht, selbst seine (psychischen) Defizite hat. Seien sie der Natur, dass er darüber seinen Selbstwert aufpoliert, oder er von der Aufmerksamkeit des anderen zehrt… Oder schlicht und ergreifend andere seiner/ihre eigenen (physischen und psychischen)  Bedürfnisse befriedigt.  Vielleicht hat er/sie aber auch selbst Missbrauch und Misshandlungen erlebt und wird (weil er/sie es nicht verarbeitet und verdrängt hat) selbst vom Opfer zum Täter. Auch hier sind der Möglichkeiten viele.

Ohne Pseudo-Gurus auf einen Sockel heben zu wollen, denke ich, dass sie eine Art „Antenne“ oder einfach ein sehr feines Gefühl dafür haben, sehr schnell heraus zu finden wo und wie sie einen Suchenden/Interessierten „kriegen“ können. Wie die ganzen Mechanismen funktionieren *G* ist schon wieder ein völlig anderes Thema und sprengt diesen Rahmen. Wer sich aber näher dafür interessiert, dem sei nahe gelegt, sich mit den Mechanismen rund um die Themengebiete „(psychologische) Glaubenssätze“, „Co-Abhängigkeit“, „Ego-States“ und auch „Trauma“ (um nur einige zu nennen) auseinander zu setzen.
Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass es Pseudo-Gurus gibt, die ganz bewusst ihre Opfer manipulieren, ganz bewusst und gezielt Techniken (z.B. NLP) benutzen, um ihre Ziele zu erreichen (natürlich rein zum „Wohl“ des anderen. Versteht sich, gell? 😉 ). Wieder andere ist es (vermutlich) nicht einmal bewusst, wie manipulativ sie sind und was sie anrichten.
Welche „Sorte“ ich schlimmer finden soll, welche mir mehr „Magengrummeln“ bereitet… Da bin ich mir ehrlich gesagt, selbst nicht ganz einig…
Vom Topf und seinem passenden Deckel
Treffen jetzt zwei dieser Menschen aufeinander, kann sich ein Abhängigkeits-und/oder Missbrauchsverhältnis entwickeln, das (wie ich meine) auf Gegenseitigkeit beruht.
Der Pseudo-Guru wird sich das Opfer suchen, welches am ehesten seinen Bedürfnissen entsprich, seine Bedürfnisse befriedigen und dem er im Gegenzug verkaufen kann, dass es seine Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte (nur) bei ihm befriedigen kann.

Das wird in etwa so lange „gut“ gehen, bis einer von den beiden Seiten merkt, dass das Erhoffe eben doch nicht vorhanden ist, die Versprechen nicht gehalten werden (können)…o.ä. Sich also nach und nach soetwas wie Ernüchterung einstellt.
Was jetzt aus dieser Ernüchterung entsteht (ob man sich trennt oder ob man zusammenbleibt)… nun, auch da spielen ganz unterschiedliche Faktoren (einschließlich der persönlichen Kompetenzen, der seelischen Stabilität und den Bedürfnissen, aber auch das soziale Umfeld) eine Rolle.
Von der Verantwortung für sich selbst-und für andere
Immer, wenn es um höchst emotionale Themen geht, bei denen es darum geht, das Menschen geschädigt worden sind, kommt es immer wieder vor, das eine gewisse Objektivität verloren geht.-Was meiner Meinung nach auch all zu verständlich ist.
Ich weiss, dass ich ein heißes Eisen in die Hand nehme, wenn ich jetzt zu den eigentlichen Punkten komme.
Die Problematik, die ich durchaus sehe ist die, dass es durchaus Menschen gibt, die nie die Chance hatten in frühen Jahren (d.h. in der Kindheit oder in der Jugend) die Verantwortung für das eigene Leben, für das eigene Tun, Lassen und für die eigenen Worte zu übernehmen.
Es gibt in der Tat Menschen, die in Verhältnissen aufwuchsen, die es für sie völlig normal machen, sich das eigene Leben, das eigene Denken und Handeln von anderen diktieren zu lassen.
Für die es normal ist, gelebt zu werden, statt selbst zu leben.
Und dennoch:
Die Verantwortung, die meiner Meinung nach jeder erwachsene Mensch für sich hat, ist zu hinterfragen. – Ob er diese Verantwortung wahr nimmt (ja sogar wahr nehmen kann) oder nicht. Ist letztlich eine Frage der Entscheidung, bzw. auch des Vermögens, Entscheidungen treffen zu können.

Zu dem Selbst-Verantwortung übernehmen gehört letztlich meiner Meinung nach auch, das man sein Unvermögen anerkennt, Entscheidungen nicht getroffen zu haben bzw. nicht die Möglichkeit oder besser, die Fähigkeit (denn auch das Treffen von Entscheidungen muss gelernt werden!) gehabt zu haben, Entscheidungen für sich selbst treffen zu können.

Ich empfinde es bei all den z.T. höchst einseitigen und einseitig Schuld zuweisenden Diskussionen wichtig, dass das Augenmerk auch einmal darauf gerichtet wird, das JEDER Mensch seine ganz eigene Verantwortung, seine eigene Lebens-Verpflichtung hat, die ihm von niemandem abgenommen werden kann.
Jeder von uns fällt in jeder Minute seine Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen, ob uns das bewusst ist, oder auch nicht.
Schreibe ich einen Blogeintrag über das, was mir wiederfahren ist?-Oder tu ich es nicht? Mach ich mir jetzt noch eine Tasse Kaffee? Oder doch nicht?…
Geb ich dem Schmuse-Einforderungen unsres Katerchens nach? Oder vielleicht eher nicht?…
Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem wir keine bewussten oder unbewussten Entscheidungen treffen.

Der nächste Punkt, den ich als genauso wichtig empfinde ist, dass wir, wie bereits ansprach, von den „Schuldzuweisungen“ wegkommen.
Es gibt (für mich) keine Schuld.
Was es sehr wohl gibt sind Zusammenspiele von Verhaltens- und Denkmustern, sei es von den einzelnen Individuen aber auch von Gemeinschaften, der Gesellschaft, innerhalb von Familien … usw. usf.
Das sind z.T. hochkomplizierte „Gebilde“, „Verflechtungen“ usw. denen man mit einer reinen Schuldzuweisung meiner Meinung nach nicht gerecht wird.
Sicher, Schuldzuweiseungen vereinfachen vieles, auch den Umgang und z.T. auch die Verarbeitung.-Allerdings verleitet dies (meiner Meinung nach) eben auch sehr dazu, nur auf den anderen zu zeigen statt sich auch mit sich selbst, den eigenen Denk-und Verhaltensmustern, der eigenen Abhängigkeit von der Meinung und dem Denken anderer usw. usf. auseinander zu setzen.
Oder um es anders auszudrücken „Was siehest Du den Splitter im Auge Deines Bruders und wirst doch nicht gewahr des Balkens in Deinem eigenen?“!
Denn mit der Schuldzuweisung zu anderen können wir uns nämlich auch wunderbar von Selbstvorwürfen, dem eigenen Schmerz und nicht zu vergessen auch von den eigenen Schatten ablenken. – Um dies mal ganz stark zu vereinfachen.

 

Was kennzeichnet eine „echten“ Guru?!
Ich beantworte für mich die Frage unter anderem (!) damit, dass ein „echter“ Guru/Seminarleiter/sonstiges.. zum einen Mal seine seine eigenen Schwächen und Schatten kennt und er mit ihnen arbeitet.
Und ich sehe die Verantwortung eines „echten“ Gurus durchaus darin, das er fähig ist zu erkennen, wenn der/die Interessent/in Tendenzen zu psychischen „Defiziten“ hat, bzw. wenn er/sie dazu neigt, alles unhinterfragt als „Göttliches Wort“ hinzunehmen und ihn als „Meister“ überhöht.
Ein weiterer Punkt ist, dass ein „echter“ Guru einen Menschen zur Selbst-Verantwortung anhält und diesen darin unterstützt, diese (falls er oder sie diese Fähigkeit (noch) nicht besitzt) Kompetenz zu erwerben.-Ggf. mit professioneller Unterstützung!
Und ich empfinde es als Pflicht für einen solchen Guru, das er oder sie einem solchen mit psychischen und sozialen Auffälligkeiten,  dann nicht nur nahe legt, sich professionelle Hilfe zu suchen, sondern ihn oder sie darin ermutigt und unterstützt.-Soweit dies natürlich im Vermögen des Gurus selbst ist.
Als besonders wichtig empfinde ich vor allen Dingen auch, dass er oder sie seine/ihre eigenen Grenzen der Möglichkeiten anerkennt und diese mit dem Interessenten kommuniziert.
Und dazu gehört meiner Meinung nach auch, dass der Guru/Seminarleiter… what ever u. U. die „Ausbildung“ dieser Person abbricht, wenn klar ist, dass die Folgen unabsehbar, unkontrollierbar oder gar die Person gefährdend sind.
Ein Guru/Lehrer/Seminarleiter… hat auch nur begrenzte Kapazitäten, schließlich ist er/sie auch ein Mensch. Und auch er/sie hat eben nicht nur die Verantwortung für seinen/ihren Schüler, sondern auch für sich selbst!

Ein Fazit?!
Puh, ein Fazit zu ziehen empfinde ich bei diesem Thema, bei dem es noch viel zu sagen gäbe, als recht schwierig.
Wenn es um die eigene (spirituelle) Weiterentwicklung geht, ist wohl einer der wichtigsten Schritte die Erkenntis, das kein anderer für uns und unser „Seelenheit“ verantwortlich ist, als wir selbst.
Uns nach einem (spirituellen) Lehrer/Begleiter umzusehen befreit uns nicht von dieser Verpflichtung und Verantwortung. Im Gegenteil.-Auch da sind wir immer wieder dazu angehalten, zu überprüfen und zu hinterfragen.
Ein „echter“ Lehrer sollte uns auf dem Weg zur eigenen Selbstbestimmtheit unterstützen.-Nicht limitieren.

LG
Siat

*Ich spreche von Pseudo-Gurus, weil „Guru“ in Sanskrit nix andres bedeutet als „Lehrer“  und es in der östlichen Spiritualität/Religion eben schlicht und ergreifend ein Titel für diejenigen ist, die das Wissen der entsprechenden Pfade weitergeben.